Der Führerscheinentzug wegen Drogen trifft Betroffene oft hart und unvorbereitet. Als Anwalt für Drogendelikte erlebe ich regelmäßig, wie verzweifelt Menschen sind, wenn sie plötzlich ohne Fahrerlaubnis dastehen. Die Auswirkungen auf Beruf und Alltag sind gravierend. Viele fragen sich: Wie lange dauert der Entzug? Was muss ich tun, um den Führerschein zurückzubekommen? Und welche Kosten kommen auf mich zu? Diese Fragen beantworte ich Ihnen in diesem Artikel aus meiner langjährigen Praxis.
Das Wichtigste in Kürze
- Sperrfrist 6 Monate bis 5 Jahre: Nach einer Straftat bestimmt das Gericht die Dauer des Führerscheinentzugs.
- MPU und Abstinenznachweis: Für die Neuerteilung sind meist 6–12 Monate Abstinenz und eine MPU erforderlich.
- Kosten 2.200–2.850 Euro: Gesamtkosten für MPU, Gutachten und Abstinenzprogramme realistisch einplanen.
Wann und wie lange wird der Führerschein entzogen?
Nach einer Straftat gemäß § 316 StGB erfolgt regelmäßig eine Entziehung nach § 69 StGB. Das Gericht bestimmt die Sperrfrist, die zwischen sechs Monaten und fünf Jahren liegen kann. In besonders schweren Fällen sind auch längere Fristen möglich.
Eine vorläufige Maßnahme nach § 111a StPO ermöglicht bereits vor der Hauptverhandlung ein sofortiges Fahrverbot oder eine vorläufige Entziehung bei dringendem Verdacht. Dies trifft Betroffene besonders unerwartet.
Bei harten Drogen außer Cannabis ist nach der Fahrerlaubnisverordnung regelmäßig eine Nichteignung gegeben. Die Behörde kann den Führerschein auch ohne strafrechtliche Verurteilung entziehen. Bei einer Ordnungswidrigkeit nach § 24a StVG droht zunächst nur ein Fahrverbot, Punkte und ein Bußgeld.
Was bedeutet die Sperrfrist konkret?
Die Rechtsgrundlage findet sich in § 69a StGB. Die Mindestdauer der Sperrfrist beträgt sechs Monate, die Höchstdauer liegt bei fünf Jahren. In Ausnahmefällen kann das Gericht die Sperrfrist aufheben oder verkürzen.
Die Sperrfrist läuft ab der Rechtskraft des Urteils. Einen Antrag auf Neuerteilung können Sie oft bis zu sechs Monate vor Ablauf der Sperrfrist stellen – dies ist regional unterschiedlich geregelt.
In der Praxis setzen Gerichte bei Drogenstraftaten häufig Sperrfristen von mehreren Monaten bis über ein Jahr an. Die konkrete Dauer hängt vom Konsumverhalten, dem Tatbild und eventuellen Vorbelastungen ab. Jeder Fall wird individuell entschieden.
Was muss ich tun, um den Führerschein zurückzubekommen?
Zunächst müssen Sie bei der zuständigen Fahrerlaubnisbehörde die Neuerteilung beantragen. Dafür benötigen Sie verschiedene Unterlagen wie Ausweis, Lichtbild und gegebenenfalls das Urteil oder ein Führungszeugnis.
Die Behörde kann einen Eignungsnachweis verlangen, etwa durch ein ärztliches Gutachten oder eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU). Bringen Sie diesen nicht bei, darf die Behörde auf Nichteignung schließen.
Bei drogenbezogenen Fällen sind häufig Abstinenznachweise über sechs bis zwölf Monate erforderlich. Diese werden durch Urin- oder Haaruntersuchungen erbracht. Entsprechende Programme bieten TÜV und DEKRA an.
Bei harten Drogen gilt ein besonders strenger Maßstab – hier wird regelmäßig Nichteignung angenommen. Bei Cannabis kommt es unter anderem auf das Trennungsvermögen zwischen Konsum und Fahren an. Verstöße können eine MPU zur Folge haben.
Kosten, Zeit und Aufwand realistisch eingeschätzt
Eine Drogen-MPU kostet erheblich. Orientierungswerte liegen bei etwa 2.200 bis 2.850 Euro, je nach Umfang der erforderlichen Maßnahmen. Die Preise sind seit 2018 nicht mehr einheitlich geregelt – die Begutachtungsstellen legen ihre Gebühren selbst fest.
Für das eigentliche Gutachten fallen etwa 700 bis 900 Euro an, für Abstinenzprogramme zusätzlich 500 bis 1.000 Euro. Diese Kosten unterscheiden sich je nach Anbieter und Region.
Zeitlich müssen Sie realistisch planen: Abstinenzzeiträume dauern sechs bis zwölf Monate, hinzu kommen Terminvergabe und Bearbeitung des Neuerteilungsantrags. Da Sie oft bereits sechs Monate vor Ende der Sperrfrist den Antrag stellen können, sollten Sie frühzeitig beginnen.
Mein Praxis-Tipp: Beginnen Sie frühzeitig mit der Abstinenz-Dokumentation, nutzen Sie MPU-Beratung und Informationstermine und halten Sie alle Unterlagen vollständig bereit. So vermeiden Sie Verzögerungen und zusätzliche Kosten.
Zusammenfassung und Fazit
Der Rückweg zum Führerschein erfordert eine rechtzeitige Beantragung der Neuerteilung, den Nachweis der Eignung durch Gutachten, MPU oder Abstinenz sowie eine realistische Planung von Kosten und Zeit.
Aus meiner Erfahrung kann ich nur empfehlen: Handeln Sie früh und lassen Sie sich professionell beraten. Wer rechtzeitig die richtigen Schritte einleitet, spart Zeit, Geld und Nerven. Die Wiedererlangung der Fahrerlaubnis ist möglich, erfordert aber Disziplin, Geduld und die richtige Strategie.